Was für eine Nachricht, oder? Der Weltbioversitätsrat der Vereinten Nationen hat zum aktuellen Stand der Artenvielfalt gesprochen und ehrlich gesagt sieht es ziemlich düster aus. Von den geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten unserer Erde sind rund eine Million Arten akut vom Aussterben bedroht. Warum? Die Antwort ist kurz. Sehr kurz und sie heißt Mensch.
Wir Menschen überfordern unsere Ökosysteme durch unseren steten Hunger nach mehr.
Wir konsumieren und wir vernichten Tag für Tag Ressourcen und Lebensräume und all das geschieht in einem atemberaubenden Tempo. Viel schneller als je zuvor und zu schnell für die natürliche Regenerationskraft unseres Planeten. Wir befinden uns mitten im größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier und das ganz ohne Meteoriteneinschlag oder Vulkanausbruch.
Die bittere Wahrheit: Wir selbst sind die Naturkatastrophe.
Und jetzt? Bleibt die dringende Frage, was wir dagegen tun können? Welche Möglichkeiten hat jeder Einzelne von uns um die Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen? Jede Menge! Und hier kommen meine persönlichen Favoriten…
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Biolebensmittel kaufen
Bio kaufen für die Artenvielfalt? So einfach? Ja, tatsächlich ist das das Schnellste und Komplizierteste, was ihr für mehr Biodiversität und den Erhalt unserer Böden tun könnt. Und weil gesunde Böden CO² speichern können ist der Kauf von Biolebensmitteln zudem angewandter Klimaschutz. Wie das alles geht? Eine schonendere Bewirtschaftung, weniger Pestizide und Agrochemie, mehr Brachflächen und die Bewahrung natürlicher Kreisläufe sind ein essentieller Teil der ökologischen Landwirtschaft. Und das führt dazu, das auf ökologisch bewirtschafteten Flächen deutlich mehr Arten zu finden sind als auf vergleichbaren konventionellen Flächen.
Beim Einkauf gilt: Je öfter Bio, je höher der Standard (Stichwort: Demeter, Bioland, Naturland) und je regionaler, desto besser für die Artenvielfalt.
Palmöl vermeiden
Der Rohstoff Palmöl ist in unserem Alltag nicht wegzudenken. Wir kochen, backen und cremen mit Palmöl und selbst romantisches Kerzenlicht besteht oft aus diesem wertvollen Rohstoff. Das Problem? Für Palmölplantagen werden Tag für Tag riesige Flächen von Regenwald gerodet. Das traurige Ergebnis ist der unwiederbringliche Verlust von Tausenden von Tier- und Pflanzenarten für billiges Öl. Mit der Vermeidung von Palmöl können wir alle beim täglichen Einkauf ein Zeichen für die Artenvielfalt setzen.
Und wie? Mit einem gründlichen Blick auf die Inhaltsangaben unserer Nahrungsmittel und unserer Kosmetik. Oder ihr macht manches einfach selber? Zum Beispiel ein Palmölfreies Knuspermüsli oder eine Bodylotion ohne Palmöl. Aber auch mehr Bewusstsein bei Verbrauchsgegenständen wie Kerzen ist unentbehrlich. Hier ist weniger eindeutig mehr!
Weniger Fleisch
Der ökologische Preis für unser Fleisch ist mindestens so groß wie der für Palmöl. Um Platz zu schaffen für Weideflächen und Ackerland wird nämlich ebenfalls Regenwald im großen Stil vernichtet. Das Perfideste daran? Auf dem gewonnenen Ackerland werden keine Nahrungsmittel angebaut, sondern billiges Tierfutter für die Unmengen an Nutztieren in unseren Ställen.
Da hilft nur eines und zwar (mindestens) ein deutlich reduzierter Fleischkonsum. Experten empfehlen bei Fleisch und Fleischprodukten insgesamt in etwas 300 g pro Kopf und Woche. Interessanterweise decken sich diese Zahlen auch mit den Empfehlungen des World Cancer Research Fund. Weniger Fleisch wäre also nicht nur gut für die Artenvielfalt, sondern sogar gesünder.
Seefisch reduzieren
Die Ozeane sind durch uns Menschen stark belastet. Unsere Schifffahrt, giftige Abwässer, künstliche Fischfarmen und unser Plastikmüll bringen das Ökosystem Meer aus seinem empfindlichen Gleichgewicht. Zusätzlich dazu führt unser enormer Hunger auf Hering, Garnelen, Lachs und Co. dazu, dass die Fischgründe überfischt werden und Millionen Meerestiere als ungewollter Beifang sterben.
So leid es mir tut. Auch bei Seefisch und Meeresfrüchten gilt es unseren übersteigerten Konsum deutlich zu reduzieren und beim Kauf auf entsprechende Siegel wie msc (Marin Stewardship Council) zu achten. Oder wie wäre es denn statt dessen mal mit einer heimischen Forelle?
Chaos zulassen
Lasst los und lasst die Natur einfach sein! Vergesst einen Teil eures Gartens und lasst ihn verwildern, säht heimische Wildblumen, verteilt Samenbomben in der Nachbarschaft, lasst beim Mähen einen Blühstreifen stehen und räumt Laubhaufen und Äste nicht mehr weg.
Je wilder und unaufgeräumter, desto besser, denn all das hilft der Artenvielfalt und der Natur ihre natürliche Widerstandskraft wiederzugewinnen und zu bewahren. Auch eine insektenfreundliche Bepflanzung und selbstgebaute Nisthilfen für Wildbienen und andere Wildtiere sind eine wunderbare Möglichkeit die Natur bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Aktiv werden für die Artenvielfalt
Sagt laut, was ihr wollt! Ihr seid dafür natürliche Lebensräume zu bewahren und die Artenvielfalt zu schützen? Bravo, dann steht dafür ein. Im Gespräch mit dem Nachbarn, im Freundeskreis, in der Verwandtschaft oder auf Demonstrationen. Inspiriert und motiviert die Menschen in eurer Umgebung, die Dinge anders zu machen. Und engagiert euch bei der Vielzahl von tollen Umweltschutz-Vereinen und Verbänden. Entweder aktiv in den regionalen Ortsgruppen oder durch eine Spende.
Es ist 5 nach 12…
Lasst uns loslegen, denn die Artenvielfalt ist kein Luxus. Sie ist der Garant für unser Überleben.
Dieser Beitrag ist Teil der Bioland Blogparade #bloggenfürartenvielfalt.
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Die Sache mit dem Fleisch essen ist ja eigentlich so offensichtlich: Weniger Fleisch ist gesünder für uns und spart dann auch Geld, was man in bessere Haltungsbedinungen und damit auch höhere Qualität investieren kann. Da gewinnen alle!
Danke auch für die anderen tollen Tipps! Gerade mit dem Palmöl vermeiden tu ich mich oft schwer :/
Vielen Dank und sehr gern geschehen…
Alles Liebe
Alex