Mein grünes Utopia. Eine Frage der Nachhaltigkeit

Mein grünes Utopia-Eine Frage der Nachhaltigkeit

Vor zwei Wochen durfte ich ja bei MamaDenkt mein persönliches Utopia vorstellen. Meine Vision einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkelkinder. Bei mir ging es viel um ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle, mehr Platz zum Leben statt Autos, Straßen und Parkplätzen und um Urban Gardening.

Mehr Gemeinschaft und mehr Grün anstelle von Individualverkehr, Beton, Druck und Stress.

Und was ist Rachel’s Vorstellung einer perfekten Zukunft? Genau das erfahrt ihr hier. Und ich bin schon SEHR gespannt auf

MamaDenkt’s Utopia!

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Liebe Alex, in deiner letzten Frage der Nachhaltigkeit, hast du mir meine Frage mehr oder weniger zurückgegeben. Du wolltest wissen, wie mein Utopia ausschaut? Was macht es aus? Wie leben die Menschen in diesem grünen Utopia?

Ein grünes Utopia – nicht vorstellbar

Wir haben viel Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. Dabei haben wir viele wunderbare Lösungen für Probleme entdeckt und entwickelt, uns aber keine Zeit gelassen. Diese Zeit, die notwendig ist, um Resümee zu ziehen und falsche Entscheidungen zu begradigen. Stattdessen kam uns eine schnelle, kostengünstige Idee nach der anderen, die es gleich umzusetzen galt. Und so ging es weiter und weiter und weiter.

Ein leicht überzogener Rückblick

„Oh, aus Atomen lässt sich Energie entwickeln. Super! Bauen wir ein Kraftwerk. Was, doch so teuer? Moment, da lässt sich doch noch was sparen. Hier ein bisschen Geld einsparen und da, das kriegen wir wieder rein. Es soll ja auch nicht für ewig halten. Muss ja keiner Wissen.“

„Oh wow! Ein Polymer! Was sich damit wohl alles machen lässt? Spielzeug! Ja, mit viel Farbe und es muss weich sein, ohne kaputt zu gehen. Und leicht! Spitze. Warum nicht einfach auch Lebensmittel darin einpacken? Das ist doch viel leichter für nen Joghurt. Außerdem können wir dann viel mehr produzieren, von A nach B transportieren und die Kunden werden es kaufen. Mal eben nebenbei. Lässt sich super nach Hause tragen. Aber wir brauchen Farbe und ansprechendes Design. Unsere Kunden müssen beim Anblick das schmerzliche Gefühl des Nichtbesitzens empfinden. Aus hygienischer Sicht sollten wir sowieso alles einpacken. Unsere Abläufe lassen sich dann außerdem viel eher vorausplanen. Zeit ist Geld. Und Geld regiert die Welt.“

Zeit und gelebte Soildarität

Das ist mein Utopia. Es ist so großartig, zu erleben, wie vielerorts genau solche Gemeinschaften entstehen, die sich für diese zwei Dinge entschieden haben. Und zwar ohne esoterische oder sektiererische Züge. Einfach nur aus Menschlichkeit.

In meinem Utopia

… ist das alles anders. An diesem Ort gibt es viel grün und der Mensch richtet sich nicht nur wieder neu nach den vier Jahreszeiten aus, sondern auch Solidarität gewinnt an Bedeutung hinzu.

Zeit

Zeit, ist wieder da. Denn auch bei mir, wie bei dir liebe Alex, gibt es das bedingungslose Grundeinkommen. So etwas in der Art, das uns alle dazu befähigt, die volle Wochenarbeitszeit von 20 h zu leisten. Daneben gilt es sich gegenseitig zu unterstützen. Elektronische Geräte in der Nachbarschaft zu reparieren, das Dorf mit einer Anlage auszurüsten, durch die es sich energetisch selbstversorgt. Auch an der Wasserversorgung und dem Abwassersystem wurde gefeilt und mit Hilfe von Profis ein ökologisch sinnvolles System entwickelt.

Erfindungen

… wie ein mit Magnetismus laufender Motor werden vorangetrieben und gemeinsam die Vor- und Nachteile erforscht. Technologien prüfen wir vor ihrer Produktion für die breite Masse auf ihre nachhaltige Sinnhaftigkeit und ihren Nutzen für alle Menschen. Nachfolgende Generationen eingeschlossen. Der Generationenvertrag gewinnt so eine ganz neue Bedeutung.

Klimaschutz

… brauchen wir zum Glück nicht mehr. Irgendwie haben wir es hinbekommen, das Ruder rumzureißen und in aller letzter Sekunde diesen Planeten zu retten. Flüchtlinge gibt es nicht mehr. Denn gemeinsam ist es gelungen, für Frieden und vor allem, Nahrung und Lebensraum für alle einzutreten. Die großen Patriarchen unserer Zeit sind unbedeutend geworden. Ihre Einstellung zum großen Ganzen hat nicht überzeugt. Sie hatten ihre Chance. Nun befinden sich an den Stellen des politischen und wirtschaftlichen Systems Menschen, die sich für das Leben und die Menschen auf diesem Planeten einsetzen. Nicht für Profit, Macht und Einfluss.

Menschen brauchen ihre Ländereien nicht verlassen, weil Lösungen für abgerodete Felder gefunden wurden.

Familienleben

In aller Frühe stehe ich auf und mache mich gemeinsam mit der Nachbarsoma auf den Weg in den Wald. Sie zeigt mir, welche Wildpflanzen genießbar und welche Pilze hervorragend zu verarbeiten sind. Danach frühstücken wir gemeinsam, bringen die Kids zur Schule, die inzwischen mit einem Solarbus ganz easy zur Schule fahren.

Der Mann und ich forschen und entdecken, wie Familienleben gelingen kann, ohne dass eine der Geschlechterrollen benachteiligt oder weniger wertgeschätzt wird.

Müll

… gibt es nicht. Das Hausschwein bemüht sich um selten anfallende Essensreste und das Dorf besitzt einige Felder, auf denen das Nachernten offen proklamiert wird. Ähnlich, wie in diesem Beispiel, in dem sich ein Bauer für dieses Nachernten seiner Felder einsetzt, um Früchte und Erträge nicht unterpflügen zu müssen. Das Problem Müll, mit all seinen Kunststoffen und mit Schwermetallen bedruckten Papiertüten, wurde ans Licht gezerrt. Strohhalme und Einweggeschirr konnte wider Erwarten viel schneller europaweit verboten werden, als man angenommen hatte. Hier ein Text, der 2018 noch durch die Medien ging.

Alternativen

Ja, die Welt arbeitet noch immer an ihrem Problem der Überbevölkerung, inzwischen jedoch im Sinne des Menschen und nicht frei nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut!“

Das Leben in meinem Utopia ist schön. Wir haben uns selbst wieder gefunden. Wir haben erkannt, dass a la Bertold Brecht gilt: „Wer A sagt, muss nicht B sagen.“

Denn ja, wir dürfen Fehler machen, doch stehen wir doch bitte dazu und übernehmen Verantwortung für das, was schief läuft, ohne es unter den Teppich zu kehren.

Nach Hebeln suchen, Echtes finden und global denken

Alle meine Interviews in diesem Jahr haben mich bislang sehr beeindruckt. Hier mal folgende drei Gedanken, zwei davon aus zwei der letzten Interviews auf meinem Blog: Das eine kommt von Samuel, Mitgründer von SHIFT, in dem er beschreibt, wie sie immer auf der Suche nach den effektivsten Hebel sind. Welche Hebel lässt sich bedienen, um möglichst viel Nachhaltigkeit und Fairness umzusetzen? Einen Teil des Interviews findet ihr hier. Ob ihr’s glaubt oder nicht, doch dieser Gedanke beschäftigt mich aktuell an vielen Punkten in meinem Alltag. Wo sind meine ganz persönlichen Hebel? Ich will an diesem Utopia mitwirken und dafür suche ich nach ihnen.

Der zweite Gedanke wurde von Christoph, Mitgründer von HYDROPHIL, in den Sparring geworfen: „Regionalität ist natürlich ein super Ansatz, jedoch geht dies bei dem hervorragenden Werkstoff Bambus nur schwerlich und zudem ist es uns natürlich auch ein Anliegen, genau dort wo das Verständnis für Nachhaltigkeit, faire Produktion und vegane Produkte noch in den Kinderschuhen steckt, einen Impuls zu liefern. Hier das vollständige Interview. Wir leben inzwischen in einer global vernetzten Welt. Es wäre ein Trugschluss davon auszugehen, es ginge komplett ohne. Das Maß und die Ganzheitlichkeit spielen hier eine entscheidende Rolle.

Ein dritter Gedanke, der mir ganz persönlich seit J-A-H-R-E-N durch den Kopf geht: Wieso ist es nicht möglich, dass eine Tomate, eine ganz normale Tomate, die ich kaufe, völlig unbelastet und total bio ist? Wieso muss es erst für etwas ganz natürliches ein Bio geben, um es von mit Schadstoffen belasteten Nahrungsmitteln zu unterscheiden? Das betrifft ja nicht nur die Tomate, sondern jegliche Produkte. Wieso, verdammt nochmal, ist das so? Wieso gibt es dann einen Begriff, wie „aus konventioneller Herstellung“, der sich bewusst unproblematisch und nahezu verniedlichend anhört, um diese Absurdität zu normalisieren? Deswegen denke ich viel über mein Utopia nach. Denn da, finde ich Echtes.

Liebe Rachel wir sind ganz schön eng beieinander, oder? Vielleicht sollten wir einfach ein paar Familien schnappen und schon mal mit Utopia loslegen? Schön wär’s auf jeden Fall…

Auf nach Utopia!

Kommt ihr mit?

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Und Rachel’s neue Frage an mich? Lest selbst…

Liebe Alex, mein Utopia ist gerade leider nicht so deutlich vor meinen Augen, wie noch vor zwei Wochen als ich dir meine Frage gestellt habe. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Gerade mache ich mir einfach viele Gedanken über grüne Lügen. Darüber, dass dem Begriff Nachhaltigkeit inzwischen eine riesige Marketing-Maschinerie als Klotz am Bein hängt.

Wie gehst du mit diesem Umstand um? Wie unterscheidest du zwischen gewähltem, vorläufigen Kompromiss oder aber bewusst vorangetriebenem Greenwashing?

Und meine Antwort könnt ihr in zwei Wochen bei MamaDenkt finden…

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