Was macht eine Marke oder ein Unternehmen grün?

Was macht eine Marke grün? Greenwashing oder echte Nachhaltigkeit

Immer wieder und immer öfter begegnet uns das Wort Nachhaltigkeit. Man könnte fast sagen, dass nach und nach irgendwie ALLES nachhaltig und grüner wird, oder? Zumindest in meiner ganz persönlichen Wahrnehmung. Das liegt wohl daran, dass die Wirtschaft erkannt hat, dass viele von uns genau das wollen.

Wir wollen mit gutem Gewissen kaufen und wenn möglich auch noch das Gefühl haben etwas Gutes zu unterstützen.

Und was macht man nun als Unternehmen? Na klar, man verpasst sich einen grünen Anstrich. Aber was ist tatsächlich dran am nachhaltigen Image? Was macht ein Unternehmen oder eine Marke grün?

Weiß Rachel von MamaDenkt die Antwort auf meine Frage der Nachhaltigkeit?

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Keine grüne Marke ist…

… eine Marke, die sich damit herausstellen möchte, aus recyceltem Ozeanplastik Schuhe herzustellen und wenn dieser Schuh dann 1% der gesamten Produktpalette darstellt. (In Film und Buch „Grüne Lügen“ von Werner Boote und Kathrin Hartmann wird klar, wie viel Greenwashing sich in so einem Produkt wiederfindet.)

Jetzt mag der ein oder andere sagen, aber jeder Schritt zählt und sei er noch so klein. Auf jeden Fall. Dem stimme ich grundsätzlich zu, was das Verhalten und den Lebensstil des Einzelnen angeht. Und selbst da stellt sich die Frage, wie groß dieser erste kleine Schritt ist und wie groß die restlichen Schritte eines nachhaltigen oder eben gar nicht nachhaltigen Lebensstils sind.

Für ein Unternehmen, das in allen anderen Produktionsbereichen alles andere als nachhaltig mit vorhandenen Ressourcen umgeht, finde ich es arm und absolut unglaubwürdig, auf einen Trend, wie den des recycelten Plastiks aufzuspringen. Mal abgesehen davon, dass all dieses recycelte Plastik durch seinen Gebrauch ja auch wieder der Atmosphäre hinzugefügt wird.

Eine Marke als grüne Marke zu betiteln ist nicht ganz so einfach, wie vielleicht erhofft.

Ökologische Nachhaltigkeit am Beispiel eines Schuhs

Bleiben wir mal beim Beispiel eines Schuhs. Nahezu jeder Schuh ist – bis heute – Sondermüll. Sondermüll deshalb, weil es aktuell noch nicht möglich ist, die verwendeten Materialien der einzelnen Komponenten eines Schuhs (Sohle, Obermaterial, Innenfutter…) auseinander zu sortieren. Ein ernüchternder Plausch mit meiner Kollegin, hat mich dahingehend nochmal ganz schön auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Wenn 100% Recycling eines Schuhs also gar nicht möglich sind, dann kann es doch in der Konsequenz auch keine grüne Schuhmarke geben. Richtig? Sehe ich anders.

Eine grüne Marke ist für mich…

… ein Unternehmen, dass sich über die Maßen darin engagiert und bemüht, Ressourcen zu schonen und verantwortungsvoll damit umzugehen. Mir fällt dazu ein Interview mit Yvon Chouinard ein, dem Gründer von Patagonia, in dem er beschreibt, auf was für einer Grundlage ein Unternehmen wie das seine steht. DAS, war sehr inspirierend und Mut machend. Und das nenne ich grün.

Ein Unternehmen, das nicht nur einfach ein eigenes Eco-Label oder eine eigene grüne Zertifizierung erdenkt, entwickelt und aufsetzt, sondern von Grund auf hinterfragt, was Nachhaltigkeit, sozialer und ökologischer Art, für das Unternehmen, seine Mitarbeiter und seinen Wirkungsradius bedeutet.

Kriterien, die sich daraus ergeben und an denen gemessen wird, könnten beispielsweise sein,
* wo das Unternehmen produziert (Standortfrage, Infrastruktur und warum?)
* welche Zulieferer werden ausgewählt?
* wie sehen die Arbeitsbedingungen im Betrieb aus? Aber auch in den Zulieferbetrieben, die mit Materialien beliefern?
* Was für Materialien werden verwendet? (Wie groß ist der tatsächliche Fußabdruck?)
* Wie hoch ist der energetische Verbrauch?
* Wieviel Verschmutzung verursacht das Unternehmen? Und noch wichtiger: Wie versucht es diese aufzufangen?

In der Gemeinwohlökonomie finde ich Fragen dieser Art wieder.

Gemeinwohlökonomie als Basis für einen Bericht

Und ja, mir gefallen die Ansätze der Gemeinwohlökonomie die ein Wirtschaftsmodell der Zukunft sein könnte. Diesem Modell liegt eine Gemeinwohl-Matrix zugrunde, die aufschlüsselt, anhand welcher Werte gewichtet wird, wie sehr ein Unternehmen zum Gemeinwohl beiträgt. Hier mal ein Einblick in die besagte Matrix.

Hier bei dienen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung als Grundlage einer Einschätzung. Diese Werte sind nicht nur für die tatsächlichen Eigentümer und Partner eines Unternehmens relevant, sondern auch für Lieferanten, Mitarbeitende, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld.

Unternehmen können diese Matrix in Form eines Berichtes beantworten. Es erfolgt ein externe Überprüfung der Ergebnisse und dann wird diese Bilanz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Dennoch liegt bei derartigen Bilanzen und Zertifizierungen immer das Risiko vor, dass eben doch grüner gestrichen wird, als ein Unternehmen ist. Daher kommen wir als Verbraucher in einer globalisierten Welt nicht drumherum, in Frage zu stellen und nachzubohren, wie es denn um die grüne Marke eines Unternehmens bestellt ist.

Unternehmerische Verantwortung oder meine als Weltretterin?!?

Liebe Alex, ich sehe es wie du: Alles, was wir kaufen, wird irgendwo und von irgendwem hergestellt. Meist erfolgen die Herstellungsprozesse unter wenig sozial fairen oder nachhaltigen Umständen. Meistens offenbaren sich erst im Nachhinein katastrophale Arbeitsbedingungen am anderen Ende der Welt, die von uns hier in Deutschland gar nicht eingesehen werden können und/oder hingenommen werden. Oft erst, wenn es zur Katastrophe kommt, wie 2013 in Bangladesch.

Unternehmen stehen in der Pflicht

Denn was können wir schon tun? Ja, ich kenne dieses Gefühl! Und ja, ich finde, dass Politik viel mehr den Daumen auf der Wirtschaft haben sollte. Sei es die Bundesregierung in Sachen Dieselabgase oder die EU, wenn es um ein Verbot von Einwegprodukten geht. Ich hätte gerne viel mehr Regelungen, um Bürger und Verbraucher geschützt zu sehen (Mehr zum Thema Öko-Verbote).

Ich finde es ein Unding, dass ich mir ein Bein ausreiße, um so nachhaltig und müllfrei wie möglich einzukaufen und dann Diskussionen mit einem Marktleiter führen muss, ob das jetzt Sinn macht oder es sich um einen Trend handelt? Ob sich dieses „unverpackt einkaufen“ halten wird, oder nicht?! (Könnt ihr hier nachlesen.)

Ich schließe mich an dieser Stelle nicht aus und muss sagen, dass mir manchmal einfach auch die Power und die Ressourcen fehlen, um Zusammenhänge und Gegebenheiten zu durchschauen. Mal ehrlich: Wie soll ich als Laie oder gegebenenfalls als Bloggerin eine Zulieferkette auch nur im Entferntesten verstehen, wenn diese per se oftmals gar nicht transparent sein sollen, wegen möglicher Betriebsgeheimnisse? Dennoch gibt es Dinge, die wir tun können.

Ja, das sehe ich genau so. Es gibt jede Menge Dinge, die wir tun können, obwohl es für uns Verbraucher nicht immer einfach ist alle Zusammenhänge zu durchblicken. Und jetzt kommt meine steile These: Vielleicht müssen wir ja gar nicht hinter alle Kulissen schauen? Ich glaube vielfach könnte uns unser klarer Menschenverstand vor Konsumfallen und -fehlern bewahren. Ein T-Shirt für 2€? Wie soll das menschenwürdig, fair und ökologisch gehen? Ein Schnitzel für 0,99€? Welcher Bauer schafft es für diesen Preis seine Tiere bestmöglich zu halten und mit Respekt zu behandeln? Und warum sollte man Plastikmüll aus dem Meer fischen nur um ihn dann wieder im nächsten Kleidungsstück zu verbauen? Was hat überhaupt Plastik in unseren Klamotten zu suchen? Vieles macht bei genauerer Betrachtung schlicht keinen Sinn, egal ob mit grünem Anstrich oder ohne. Wir müssen einfach wieder lernen unser großes Hirn zu nutzen! Denn

Greenwashing als Marketing-Instrument funktioniert nur, wenn wir uns damit zufrieden geben wollen.

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Pinterest-Pin: Was macht eine Marke grün? Eine Frage der Nachhaltigkeit

Und jetzt kommt noch etwas, auf das ich mich schon SEHR freue! Und die liebe Rachel erklärt euch um was es geht:

Eine Idee: Unser Klima-Advent

Alex und ich haben uns als Jahresabschluss etwas ganz Besonderes für euch überlegt: Unseren Klima-Advent. Ab nächster Woche könnt ihr an jedem Donnerstag sowohl auf MamaDenkt als auch auf livelifegreen einen Beitrag finden, wie wir ganz konkret etwas anders, einfacher und nachhaltiger machen können. Vor allem in der Weihnachtszeit, die mittlerweile so überladen ist vom Konsum und Überfluss.

Diese Ideen findet ihr natürlich auch auf unseren Social Media Kanälen wieder. Einfach mal nach den hashtags #KlimaAdvent #KlimaDonnerstag suchen und mitmachen. Vielleicht fallen euch ja Ergänzungen zu unseren Ideen ein, die ihr gerne beisteuern wollt? Dann nur her damit! Ihr seid herzlich eingeladen euch an unserer Aktion mit Gedanken und Kommentaren zu beteiligen.

Wichtig: Jeder wie er kann. Unser Klima-Advent soll keine Pflichtveranstaltung sein. Wir wollen euch mit unseren Ideen zum Andersmachen und zum Verändern inspirieren, denn aktiver Klimaschutz und gelebte Nachhaltigkeit ist viel leichter als ihr vielleicht denkt. Und wir freuen uns über alles, was bei euch nachwirkt. Im Kopf und im Handeln.

 


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